Melina und ich sind es gewohnt uns zu filmen und das zu veröffentlichen. Es gibt einige persönliche Momente, manchmal Gespräche, manchmal Situationen, auf Youtube zu finden. Diese Mauer um uns herum, richtung Öffentlichkeit, zu durchbrechen hat uns hin und wieder sogar geholfen. Menschen erleben ähnliche Dinge, haben ähnliche Probleme, warum dann aus allem ein Geheimnis machen? Warum nicht transparent sein und sich gegenseitig zurufen “Alles in Ordnung… uns (oder mir) geht es genauso. Von Einigen, die oft ausschließlich konsumieren, wird das vielleicht als Selbstinszenierung wahrgenommen.
Ende November bekommt unsere selbst gewählte Teil-Öffentlichkeit eine polarisierende Ebene dazu. Unsere Tochter Ruby wird geboren.
Und Kinder online zeigen geht GAR NICHT oder? Zumindest sehen das viele Deutsche so. Vielleicht wird es Zeit für eine Argumentation mit mir selbst.
Sucht man nach Informationen und Statistiken was das Thema “Kinder im Internet” angeht kommt man ganz schnell auf die Seiten von BKA und Polizei. Unter den Titeln “Kinderbilder gehören nicht ins Netz” und “Darum gehören Kinderbilder nicht ins Netz” informieren beide ähnlich und deutlich. Dabei wird sogar das Teilen von Kinderbildern in privaten Messenger-Gruppen als gefährlich eingeordnet (und das tun vermutlich sogar entschiedene Gegner der Kinder-SocialMedia-Öffentlichkeit). Ab dem 14. Lebensjahr haben Kinder übrigens das Recht am eigenen Bild. Das heißt sie können grundsätzlich selbst darüber entscheiden was veröffentlicht wird oder nicht. Vorher liegt diese Entscheidung bei den Erziehungsberechtigten.
Was sind die beiden Hauptargumente von BKA und Polizei?
Fotos werden ungewollt weiterverbreitet und gelangen in die falschen Hände
Verbreitung im DarknetAuch scheinbar „harmlose“ Bilder oder Videos können von pädokriminellen Tätern gesammelt und im Darknet verbreitet werden. Auch Gruppenfotos sind davon nicht ausgenommen. Es kommt vor, dass auch solche Bilder in pädokriminellen Foren oder Plattformen geteilt werden.
Produktion von Kinderpornografie
Durch Kinderbilder, die im Netz frei verfügbar sind, werden Tatgelegenheiten für Hersteller computeranimierter Kinderpornografie geschaffen. Aufnahmen bekleideter Kinder können so umgestaltet werden, dass sie leicht bekleidete oder gar nackte Kinder abbilden. So werden auch vermeintlich „harmlose“ Bilder sexualisiert oder in einen sexuellen Kontext gestellt.
Mobbing in der Schule und danach
Mobbing in der Schule und danachKinderbilder und -videos können selbst dann dem Kind schaden, wenn die Aufnahmen nicht zur unerlaubten Befriedigung von Sexualbedürfnissen dienen, etwa wenn sie das Gespött von Mitschülerinnen und Mitschülern auslösen. Sogar später, wenn sich die abgebildeten Personen bereits im Erwachsenenalter befinden, können solche Bilder Scham auslösen.
Aber sind Fotos im Netz heute wirklich das große Probleme? In einer Welt in der täglich Millionen von realen (und KI-generierten) Kinderbildern das Netz fluten? Schützt dieses “Überangebot” nicht ein Stück weit? Kommt das im Verhältnis nicht immer seltener vor? Oder ist es ein typischer Fall von elterlicher Verzerrung “Mein Kind ist so besonders… das wird bestimmt von Pädokriminellen ausgewählt” …?
Die eigentliche traumatische Gefahr besteht doch weiterhin in der physischen Kriminalität. Stichtwort “Gartenlaube”. Irgendwelche ekelhaften, psychisch kranken Schwerverbrecher, die Kinder missbrauchen, das filmen und verbreiten. Das passiert natürlich seltener aber was ist mit Missbrauchsfällen in den Familien selbst?
Die Folgen für betroffene Kinder sind nicht auszumalen.
Und während die Dunkelziffer dieser Fälle hoch ist, stellen wir Influencer-Eltern an den Pranger, die ihre Kinder auf Instagram zelebrieren, ansonsten aber ein liebevolles und sicheres zu Hause schaffen? Ich weiß ja nicht…
Und zum Thema “Mobbing” später in der Schule: Uns allen sind unsere eigenen Kinderfotos doch ziemlich egal oder? Wir sehen alle ziemlich gleich aus, nichts von den Dingen die später peinlich sein könnten, ist da zu sehen. Für “Mobbing” sorgen Pubertierende selbst, indem sie freiwillig (oder erzwungen) Nackt-Bilder von sich oder anderen in Umlauf bringen.
Und damit kommen wir zum eigentlichen Thema:
Wir müssen unsere Kinder begleiten, Bewusstsein und Medienkompetenz schaffen. Eltern sind Vorbilder.
Es reicht nicht das eigene Kind vor der digitalen Öffentlichkeit abzuschotten bis es 14 ist und es dann komplett verunsichert sich selbst zu überlassen. Damit machen wir nichts besser, sondern sorgen vielleicht sogar für pubertäres Protest-Verhalten, dass sich stark vom digitalen Exil der letzten Jahre abgrenzt.
Auch das deutsche Kinderhilfswerk sagt:
Kinder sind Teil unserer Gesellschaft und sollen deswegen auch sichtbar in allen Bereichen unserer Gesellschaft sein – auch der digitalen Welt. Die wichtigste Frage dreht sich also nicht darum, ob Kinderfotos im Netz gepostet werden dürfen oder nicht, sondern in welcher Art und Weise das geschieht.
und ruft mit seiner Kampagne #DenkenFragenPosten zum verantwortungsvollen Umgang mit Kinderfotos auf.
Denken - Zeigt das Foto etwas Persönliches oder Privates, das eigentlich nicht ins Internet gehört?
Fragen - Haben Sie Ihr Kind gefragt, ob ihm das Foto gefällt und es geteilt werden darf? (…genau das schafft Bewusstsein für digitale Öffentlichkeit)
Alles ok? - Dann könnten Sie das Foto posten. Sonst nicht!
Wir sollten die eigenen Kinder mit einbeziehen und uns nicht schlecht fühlen wenn wir angemessene Fotos oder Videos von ihnen ins Internet stellen. Unsere Welt ist schnelllebig, Inhalte nur kurzweilig, bevor sie wieder abgelöst werden. Nutzen wir unseren Menschenverstand werden wir nichts veröffentlichen, das personenbezogene Daten des Kindes preisgibt und zu privat ist.
Es gibt unzählige Faktoren, auf die Kinder erst einmal keinen Einfluss haben. Dazu zählen gesundheitsgefährdende wie Armut, Drogenmissbrauch, Gewalt und Vernachlässigung aber auch ganz harmlose wie eine Taufe oder die Wahl des Kindergartens. Social Media ist nur ein weiterer dieser Faktoren.
Aber bin ich bei meiner Frage weitergekommen, wie wir als sowieso digital eher transparente Menschen, mit diesem Faktor umgehen wollen?
Wir werden vermutlich Dinge zeigen, aber vorsichtiger sein als bei uns selbst. Kinder zu haben, sie zu erziehen verbindet uns Menschen und ist interessant, deshalb ist der (öffentliche) Austausch in meinen Augen wichtig.
Das, was mich mehr beunruhigt ist das permanente private Fotografieren des Kindes. Das Smartphone, das, meist von unten betrachtet, den Kopf der Mutter oder des Vaters verdeckt. Das erlernte Verhalten der meisten kleinen Kinder sofort mit dem “Posen” zu beginnen sobald das Handy gezückt wird.
Ist das nicht das eigentliche Problem?
Beginnt es nicht mit dieser Art von Vorbildfunktion?
Möglichst wenig das Handy in der Hand zu haben.
Möglichst im Moment zu sein.
Als ich klein war hatte ein Film 36 Bilder, war teuer und musste entwickelt werden.
Ein Film im Monat = 36 Sekunden lang fotografiert werden…der Rest blieb für Augenkontakt. Klingt gar nicht so schlecht oder?
Vielleicht also nur ANALOG fotografieren…das erleichtert definitiv das #Denken von
#DenkenFragenPosten
Bis zum nächsten Mal
(Wenn du mehr lesen möchtest, schau auf meiner Blog-Seite vorbei)
Dein Felix