Es ist Montag, 15:00 Uhr und das hier
ist ein Brief von mir an dich.
Danke fürs Öffnen und Lesen.
Felix
etwas aus…
meiner Kamera
Aufgenommen im vietnamesischen Fernbus - Dienstag, 12. Dezember 2017, 04:22 Uhr deutscher Zeit
Sich das erste Mal wirklich fremd fühlen, merken dass die eigenen Lösungsmuster in einer anderen Kultur völlig unsinnig sein können. 2017 in Vietnam; ein Beginn für Melina und mich, ein erster vorsichtiger Blick auf die Welt.
dem Film
Heute schreibe ich von zwei Filmen die ich nicht gesehen habe, sondern sehen möchte. “Platoon” und “Born on the Fourth of July” sind von Oliver Stone und setzen sich kritisch mit dem Vietnam-Krieg auseinander…nicht verwunderlich, bedenkt man, dass Stone selbst Soldat in diesem so sinnlosen Krieg war. Ich lese gerade die Autobiografie des Regisseurs “Chasing the Light”, die ich vor Monaten mal für 99 Cent als E-Book gekauft habe (die günstigen Dinge sind oft die besten…) und die mich jetzt immer mehr fasziniert. Ein Leben bestimmt von Exzess, Orientierungslosigkeit, schnellem Erfolg und bitteren Abstürzen. Stone ist jemand, der erst Erfolg hatte, nachdem er 30 war, jemand, der sich in der Industrie immer wieder beweisen musste. Die Drehbücher “Platoon”und “Born on the Fourth of July” entstanden zum Beispiel schon in den 70ern, drehen durfte er sie selbst erst über zehn Jahre später. Geduld und Beharrlichkeit…ohne geht es nicht. Von allen Filmen die sich mit Vietnam beschäftigen, sind die beiden auf Platz zwei und drei der kommerziell erfolgreichsten… (138 Millionen | 161 Millionen) Auf Platz eins? Full Metal Jacket?
Natürlich nicht. Es ist Rambo II … ach, Amerika.
meinem Tagebuch
Vom 4.8.2023 20:53 Freitag
„Anfang nächstes Jahr geht es nach Vietnam und Japan. Nichts, außer der Tod, hält mich davon ab in diesem Flugzeug zu sitzen. Endlich wieder. Endlich die nächste Chance.“
den Kopfhörern
Ich mag den Lanz und Precht - Podcast. Das wird in meine Umfeld vielleicht belächelt, aber ich höre den beiden gerne zu. Überwiegend konstruktiv, reflektiert und fundiert, geben sie sich in ihrer 100. Ausgabe (Apple | Spotify) Mühe, den aktuellen Verdruss unserer Gesellschaft zu ergründen, die aktuell häufig damit beschäftigt ist “dagegen zu sein” statt nach vorne zu blicken. Wir brauchen Utopien, also fiktive, denkbar zukünftige Positiv-Szenarien. Wie kann die Welt von morgen aussehen? Das fällt schwer wenn viele von uns das Gefühl haben, dass die “guten” Jahre hinter uns liegen.
Es steckt so viel Potenzial in guten, visionären Gedanken und Konzepten. Leider dürfen sich Politiker im aktuellen “Ich bin dagegen, habe selbst aber keine Lösung"-Umfeld nur wenig trauen.
mir
Wie schon im Tagebuch-Abschnitt angerissen, geht es für Melina und mich im Januar 2024 wieder auf eine große Reise. Am 03. Januar brechen wir nach Hanoi auf, um mehr Zeit in einem Land zu verbringen, dass wir 2017 lieben gelernt haben. Von dort am 2. Februar nach Tokio, dann bis zum 25. durch das so gegensätzlich faszinierende Japan. Mit Glück kehren wir wieder etwas klüger, bescheidener und offener zurück.
Mir hat diese Buchung seelischen Aufschwung gebracht. Für jemanden wie mich der sich danach sehnt, unterwegs zu sein, der schreiben und filmen, der erzählen möchte, ist das so wertvoll. Es gibt jetzt wieder eine Perspektive, eine neue Chance es besser zu machen. Das Privileg für etwas brennen zu dürfen.
Nächsten Montag: Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Wenn du möchtest antworte mir auf diesen Brief.
hochachtungsvoll
dein Felix