Hey,
Ich lese gerade Noam Chomsky, heute 96 Jahre alt, emeritierter Professor am MIT und einer der einflussreichsten Intellektuellen der USA.
Er ist ein klassischer „Linker“, heute eine Seltenheit, da das politische Spektrum im Allgemeinen nach rechts gerutscht ist (man muss sich nur die heutige SPD anschauen).
Chomsky kritisiert seit den 60er Jahren die US-amerikanische Wirtschaftspolitik, den heutigen Kapitalismus und die Globalisierung.
Die Amerikaner kämpfen mit einer nie da gewesenen Ungleichheit. Der Reichtum konzentriert sich auf eine immer kleiner werdende Menschengruppe, die durch die Globalisierung und ihre billigen Produktionsstätten profitieren, während Arbeiter in den USA heute kaum noch sozial aufsteigen können. Geld sorgt für Macht und anders herum.
Politische Systeme und Entscheidungen lassen sich, bei steigenden Wahlkampfkosten und immer stärkeren Lobbys, beeinflussen. Die reichsten Menschen setzen sich dafür ein, dass der Staat möglichst die Finger aus ihren Angelegenheiten lässt, dass „DER MARKT“ die Dinge regelt. Bildung privatisieren, Gesundheit privatisieren, …Steuern niedrig halten.
Außer es muss mal wieder ein Unternehmen, dass sich risikoreich „verzockt“ hat, vor der Insolvenz gerettet werden.
Jetzt mein Gedanke, meine Frage: Sollten wir nicht anfangen langfristiger zu denken?
Sollten wir nicht darüber nachdenken mehr Steuern zu zahlen, um SOLIDARISCH, ein besseres Leben für alle zu gewährleisten? Bessere Bildung, bessere Gesundheitsvorsorge, höhere Löhne, eine lebenswerte Rente?
Dafür bräuchte es Ver- und Zutrauen in die eigene Regierung. Es scheint nicht die passende Zeit für Bürgerinitiativen, für Protest und für soziale Politik zu sein.
SOLIDARITÄT, also die gegenseitige Fürsorge aller, wird immer mehr zum Fremdwort. Wir bekommen eingeredet zuerst an uns zu denken, unser Mitgefühl beiseite zu schieben.
JEDER gegen JEDEN, was laut Chomsky für die Reichen und Mächtigen ganz in Ordnung ist, aber für alle Übrigen hingegen verheerend. Natürlich ist die Situation in Deutschland nicht mit der in den USA zu vergleichen. Aber auch bei uns bröckeln an einigen Stellen der SOZIAL-STAAT und die SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT, also die Verbindung des freien Marktes und sozialen Ausgleichs.
Unser Streben nach kurzfristigen Vorteilen für uns selbst wird uns von der Wirtschaft vorgelebt.
Können wir uns deshalb keine lebenswertere Gemeinschaft mehr vorstellen, in der die Wirtschaft FÜR die Menschen arbeitet? In der wir wieder Verantwortung FÜREINANDER übernehmen und echten Fortschritt entwickeln?
Es bräuchte mehr politisches Engagement aus der Gesellschaft heraus. Mehr Mitsprache einfordern, mehr Mitgestalten. Aber wir sind zu abgelenkt, zu bequem und zu ängstlich… und das sorgt bei mir gerade für ein ungutes Gefühl.
„In einer funktionierenden Demokratie handelt die Regierung im Interesse und im Auftrag der Bevölkerung. Genau das bedeutet Demokratie. Die Herrschenden hingegen hätten natürlich gerne die uneingeschränkte Macht, ohne dass ihnen das Volk dazwischenfunkt. Deshalb sehen sie es gerne, wenn die Macht des Staates schwindet - allerdings unter zwei Vorbehalten. Sie wollen gewährleistet sehen, dass der Staat die Steuerzahler heranzieht, um ihnen im Notfall aus der Patsche zu helfen und sie noch reicher zu machen. Und sie wollen ein starkes Militär, das die Welt unter Kontrolle hält“ - Requiem für den amerikanischen Traum - Noam Chomsky
etwas aus…
meiner Kamera
Aufgenommen am 01. September 2015 , 9 Uhr - am Eingang der New Yorker Börse an der Wall-Street…Zeit für einen Umzug?
dem Film
In der ZDF-Mediathek gibt es eine 11 Jahre alte Indien Reportage von Markus Lanz zu sehen. Das blütenweisse Hemd als Kontrast zum staubigen Elend.
Das Thema: systematisch ermordete Mädchen. Der „Grund“: Armut, Tradition, Konvention und Scham.
Mädchen kosten bei ihrer Heirat Geld, sind sonst für wenig zu gebrauchen…Ein Denken, dass zu dieser Zeit in den ländlichen Regionen Indiens bittere Realität ist. Von den 1,4 Milliarden, die heute in Indien leben, sind 51,6 Prozent männlich. Aber es gibt Hoffnung. In vielen Regionen setzt, auch durch Spenden-Unterstützung ein Umdenken ein.
Thematisch schwer zu ertragen, lässt sich „Markus Lanz - Sehnsucht Indien“ auch in 2023 gut schauen. Das liegt an der, für heutige Verhältnisse ungewohnt kleinen Produktion und an der starken Präsenz von Entwicklungshelferin Rosi Gollmann, mit 97 sogar ein Jahr älter als Chomsky, deren Engagement und Kontakte die tiefgreifenden Gespräche erst möglich machen.
meinem Tagebuch
Vom 31.10.2023 - 6:36 Uhr - Dienstag
„Könnte ich jetzt einfach investieren wie ich es immer tue (also das was von meinem Gehalt übrig ist) wäre das alles ein viel kleineres Problem. Ich hätte das Gefühl vom Abschwung nach einiger Zeit profitieren zu können. Ich kann aber aktuell nicht investieren, weil das Geld für die Reise benötigt wird. Also was tue ich: Ich suche nach Möglichkeiten durch die Erhöhung von Risiko diesen Abschwung von 3000 auszugleichen und nehme in Kauf Geld zu verlieren. Geld das bei Knock-outs nicht wiederkommt. Sinnvoll wäre also es einfach auszusitzen.“
den Kopfhörern
Wenn du entspannende Musik für die kalten Tage suchst…hör dir mal die „Wintermusik“-EP (Apple|Spotify) von Nils Frahm an. Ideal zum Lesen, Schreiben oder einfach nur sitzen und schauen.
Hab eine gute Woche!
Bis nächsten Montag: Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Wenn du magst, antworte mir auf diesen Brief.
Hab eine gute Woche!
Dein Felix