Wenn du das liest haben Melina und ich etwas getan, wovon wir nie gedacht hätten, dass wir es tun… ein seltsamer Satz um etwas einfaches zu sagen: Wir haben geheiratet.
Gerade ist 7:28, ich sitze wie (fast) jeden Morgen mit rauschendem Luftfilter im Keller und versuche meinen wandernden Gedanken einige Sätze zu entlocken, die ich mit dir teilen kann.
Morgen heiraten wir. Wie man so schön sagt: “im kleinen Kreis”… aber im Gegensatz zu vielen Hochzeitsfeiern heißt “klein” bei uns wirklich klein. Insgesamt sind wir 14. Eltern, Omas, Melinas Schwester mit Familie und ihre beste Freundin mit ihrem Freund. Dass mein bester Freund (inkl. Familie) mit dabei ist und als Trauzeuge unterschreibt, habe ich mit Zerstreutheit in der Terminfindung torpediert… das nagt seit ein paar Wochen an mir… oder einfacher ausgedrückt: Ich find’s ziemlich scheisse.
Wir heiraten in Geisenheim, einer Kleinstadt am Rhein, die so viel mehr Lebensqualität bietet, als das bekanntere Nachbar-Städtchen Rüdesheim, in dem wir gerade leben. Hier (in Geisenheim) haben wir uns in der Ausbildung kennengelernt und das erste Mal zusammen gewohnt. Erstbezug Dachgeschoss, diese typische erste Wohnung, die etwas zu teuer ist, in diesem Lebensabschnitt aber einfach sein muss. Hier verbringen wir den ersten, dreijährigen, Akt unserer Beziehung. Wir sind jung, genießen das Leben und wenn wir ehrlich sind, glauben wir beide nicht, dass das mehr als ein paar Jahre hält. Ich habe viel im Kopf, Bedürfnisse, Zweifel,… fühle mich manchmal von ihr “zurückgehalten” (das dümmste was man denken, sagen oder schreiben kann… aber das lernt man erst mit der Zeit). Melina fliegt zum ersten Mal Langstrecke (Vietnam 2017) ,himmelt mich vielleicht ein wenig zu sehr an und macht sich abhängig… was mich in die Enge treibt.
Dann folgt, frei nach Syd Field’s Screenplay Paradigma, Ende 2019 Plot-Punkt 1: Trennung.
Ich möchte nicht mehr, glaube zu wissen was mir fehlt, sehe das nicht in Melina, sondern kurzzeitig in einem anderen Menschen. Es ist keine Affäre, sondern ein, direkt auf die Trennung folgendes, Hineinstürzen in die nächste Bindung (eher eine Männer-Spezialität… seien wir ehrlich)… aber weh tut es allen Beteiligten.
Das sind die dunkelsten Momente, aber die Verletzlichkeit sorgt dafür, dass unsere Schalen aufbrechen, als wären wir zwei Walnüsse im Mund eines Erzgebirger Nussknackers. Wir sind uns auf einmal näher, sind ehrlicher. In diesem Moment gibt es kein Verstellen, kein Schönreden. Es tut weh, aber sorgt gleichzeitig für einen Neuanfang. Wie fruchtbarer Boden nach einem Waldbrand.
Ich schneide im Dezember 2019 (ein Jahr später) Videomaterial unserer Kalifornien-Reise 2018, als ich mir eingestehe, dass ich diese Frau im gelben Wollpulli mehr als alles vermisse.
Dann beginnt Akt 2. Neuanfang. Erst vorsichtig, wie junge Pflanzen aus der Asche. Wir hatten beide neue Wohnungen gehabt. Melina sogar schon mit unterschriebenem Mietvertrag. Das rückgängig zu machen kostet uns 2000 Euro und wir entscheiden vorübergehend in eine kleine Wohnung im Haus meiner Eltern zu ziehen. Es geht hin und her. Trennungen stehen immer wieder im Raum. Ich komme nicht zur Ruhe, bin innerlich unsicher und sprunghaft. Die Wohnung bleibt ein Provisorium, aber wir reisen 3 Monate durch die USA und finden damit etwas, dass uns, mehr als alles davor, bereichert - “harmonisch” geht trotzdem anders… Konfrontation passt besser. Drei Monate, 24/7. Wie zwei Allergiker, die sich einer Hyposensibilisierung unterziehen, oder zwei Angst-Patienten, die sich ihren Phobien stellen.
Nach der Reise ging es für uns kurz berg ab, um dann, langsam aber sicher, Stabilität zu gewinnen. Alles wurde ungezwungener, der Umgang nachsichtiger. Wir waren auf dem richtigen Weg und die zweite lange Reise (Vietnam/Japan) lief schon besser.
Auf den zweiten Plot-Punkt, einige Wochen nach unserer Rückkehr, waren wir aber trotzdem nicht vorbereitet. Eine Art Meteoriten-Einschlag der unsere Umlaufbahnen neu ausrichtet. Ein Zentrum, um das wir langsam beginnen zu kreisen: Melina ist schwanger.
Und auf einmal ist da eine Art von Leichtigkeit, Zuversicht, Verbindlichkeit. Mein Leben fühlt sich das erste Mal wieder locker an. Endlich mal kein Plan B.
Glaub mir, das befreit und macht glücklich. Wir werden morgen “JA” zu UNS sagen und damit den dritten und längsten Akt beginnen.
Wir werden füreinander da sein und verlassen am Ende das Kino nachdem wir ein “Happy End” gesehen haben. Klingt Kitschig… aber ich weiß, dass es so sein wird.
Achso…fast vergessen den Titel aufzulösen… ich heiße ab jetzt “Fink”, nicht mehr Hannappel.
Bis zum nächsten Mal
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Dein Felix
🥹